Der Altschliff Diamant – Bericht einer wachsenden Leidenschaft.
von AgnesMaria Steinmetzer
Viele Jahre meines Lebens als Goldschmiedin fand ich Diamanten pompös, vielleicht fand ich sie auch protzig. Ich erlebte sie oft als einen weißen Stein, den andere Goldschmiede beliebig einsetzen, um ein Stück teurer werden zu lassen. Vor allem aber erzählten mir Diamanten nichts.
Dann habe ich begonnen mir alten Schmuck anders anzusehen, weil ich einen Kunsthistoriker heiratete. Gute Wahl ;-))
Ich konnte sehen, wie vielfältig Diamanten in Schliff und Farbe sein können, wie unterschiedlich sie wirken. Dass sie im 19. Jahrhundert hauptsächlich in Silber gefasst wurden, dass dann erst das Platin als Behausung zu dienen begann.
Ich entdeckte, dass sie oft foliiert wurden, also mit einer weiß metallenen Folie hinterlegt. Vielleicht ist es auch ein gar nicht so genau beschreibbarer Reifungsprozess, der in Gang kam. Diamanten faszinierten mich immer mehr.
Ich habe für mich entdeckt, dass Diamanten genauso ungewöhnlich gefasst werden können, wie ich den Rest meines Goldschmiedens auch versuche vom Gewöhnlichen abzuheben.
In unserer Werkstatt lieben wir Dinge, die eine Geschichte erzählen. Wir sind Sachensucher, Fundstücke-Sammler, Schatzfinderinnen. Und so kam die Leidenschaft für den Altschliffdiamanten fast von selbst.
Die meisten Altschliffdiamanten sind aus einer Zeit vor der Digitalisierung, jeder Stein wurde per Hand geschliffen, die Facetten individuell nach der Veranlagung des ursprünglichen Rohsteines angelegt. Sehr oft nach Augenmaß.
Die noch verborgene Schönheit und Proportion erkennend. So finden wir einen zauberhaften, kissenförmigen Diamanten, der auf einer Seite länger ist. Das sieht man erst auf den zweiten Blick. Diese Ungenauigkeit kann durch gekonntes Fassen kaschiert werden – der wir heben die Ungenauigkeit eben bewusst hervor.
Durch die unten abgeflachte Kalette (die kleine Spitze unten) entsteht von oben gesehen ein heller Punkt. Man sieht dadurch besser in den ganzen Stein hinein, wie in einen klaren Brunnen oder an den Boden eines kleinen Sees. Ist der Stein optimal geschliffen, wird er fantastisch von Licht geflutet, welches im Stein zu „spielen“ scheint. Altschliffdiamanten erscheinen uns daher heller als Diamanten im Brillantschliff, die mit dem Ziel der maximalen Brillanz und Ebenmäßigkeit geschliffen werden.
Unsere Begeisterung für den Altschliff hat mit unserer Sehnsucht nach Eleganz zu tun. Es ist vielleicht wie die Liebe zum Kerzenschein im Vergleich zum modernen Spot…
Es geht um Schönheit und Qualität, nicht nur um ein maximales Optimieren, alles heller und greller machen zu wollen.
Die weichere Lichtbrechung ist übrigens oft schmeichelhafter im Spiel mit der Haut, den Bewegungen und dem Erscheinungsbild der Trägerin.
Es ist eben keiner wie der andere…
Es kann sehr schön sein, verschiedene Diamantfarben in einem Schmuckstück zu verarbeiten, eine Farbtonleiter entstehen zu lassen. Ein wenig, wie die unterschiedlichen Töne, die man hier unten aufgelegt sieht.
Die unterschiedlichen Fähigkeiten der Schleifer der vergangenen Jahrhunderte brachten immer wieder wunderbare, oft auch historisch interessante Steine zum Vorschein. Bis in unsere Tage gibt es so genannte fancy Schliffe, die keinen Schemen folgen, sich ganz in den Dienst des Steines stellen.
So wird ein kleines, feines Stück Geschichte Teil unserer Geschichte.
Haben Sie Lust, mit eigenen Augen eine kleine Auswahl solcher Steine im Vergleich zu sehen? Mit wenigen Tagen Vorlauf können wir für Sie persönlich Alt- und Neuschliff zusammenstellen und Ihnen noch mehr über die Vielfalt dieser Schätze erzählen. Sie können selbst erfahren, wie es auf der Haut funkelt. Wir entwerfen für Sie rund um Ihren Wunschstein.
Manche Diamanten werden durch bunte Nachbarsteine, zum Beispiel Saphire in unterschiedlichen Tönen, noch aufregender. Manche genügen sich selbst und wirken so am unwiderstehlichsten.
Wir freuen uns darauf, unsere Begeisterung und unser Interesse mit Ihnen zu teilen!